"Um einen Staat zu beurteilen, muss man seine Gefängnisse von innen sehen." Leo Tolstoi "Richte jede Deiner Taten, jedes Deiner Worte so ein, dass durch Dich in keines Menschen freien Willensentschluss eingegriffen wird." R. Steiner

Gedicht eines inhaftierten Jugendlichen:

  Ich weiß, ich steh ganz oben
Doch wer fängt mich, wenn ich falle?
Nur in Gottes Händen liegt es, wie ich fliege, 
Wie ich lande.
Ich trage meine Hoffnung, wie der Himmel seine Sterne.
Meine Gedanken drehen sich, 
Wie die Sonne um die Erde.
Ich schließe meine Augen und spüre Energie.
Ich weiß, ich bin viel stärker als die Sorgen,
vor denen ich flieh.
Ich bin verfallen in Drogensucht,
Bin auf der Flucht.
Ich bin doch nur der Junge, der nach Hilfe sucht.
Denn ich weiß, der Teufel ist ein böser Mann,
Aber ich weiß auch,
Auf der Erde hat Gott die Oberhand.
Ich hab' gelernt nach vorn zu schaun,
Mein Leben in den Griff zu bekommen,
Nicht wegen irgend einem Shit
Meine Zukunft zu verbauen.
Durch die Drogen verlor ich mein Vertrauen an Gott,
Mein Leben und meinen Glauben.
Gott hat etwas anderes mit uns vor.
Ich bekomme keine Luft.
Ich atme blauen Dunst ein,
Atme blauen Dunst aus.
Sitze hier, Tag ein, Tag aus.
Jeden Tag gibt es neue Enttäuschungen
Das Einzige, was mich noch am Leben hält
Sind meine Erinnerungen.
Auf meiner Seele ist Knast einbetoniert.
Jeden Tag leide ich, doch keinen interessiert's.
Jeder denkt nur an sich selbst, 
Jeder ist selbstsüchtig.
Doch irgendwann holt uns das dunkle Licht.
Irgendwann hat alles ein Ende.
Doch bete jeden Tag, bitte um die Wende.
Wieso gibt es Krieg zwischen Moslems und Christen?
Warum gibt es Faschisten?
Was ist bloß los mit dieser Welt?
Warum werden kleine Verbrecher, wie ich, eingesperrt?
Warum dürfen Menschen über mich richten,
Spielen Gott?
Doch können trotz allem den Krieg nicht schlichten.
Die Welt geht unter
Keiner kann es ändern
Keiner darf sich wundern
Zu viel Scheiß hat der Mensch gemacht.
Zuviel haben die Menschen über die Bibel
Über den Koran gelacht.
Das Jüngste Gericht kommt
Kein Sünder wird verschont.
Doch habe keine Angst,
Ich schöpfe Mut aus meinem Kummer,
Wandle es um, es macht mich hart,
Kämpfe wie ein Krieger
Und mein Leben ist wieder da.